Konzert des »Fördervereins Junge Geiger Böblingen«: Martina Trumpp (Violine) und Barbara Anton-Kügler (Klavier) in der AEG-Aula
BÖBLINGEN. Die 26-jährige Martina Trumpp lebt seit kurzem in Ammerbuch. Als sich die Violinistin in der Umgebung nach Auftrittsmöglichkeiten umschaute, entdeckte sie den „Förderverein Junge Geiger Böblingen“ mit Siegfried H. Pöllmann an der Spitze. »Als ich ihre Referenzen gesehen und mir ein Video von einem Konzert angeschaut habe, war für mich klar, dass wir Martina Trumpp für ein Konzert verpflichten“, erzählt der Geigenlehrer, der dem Förderverein vorsteht.
Trumpp studierte bereits in jungen Jahren und an der Würzburger Musikhochschule, später in München und derzeit in Brüssel. Bemerkenswert ist, dass die 26-Jährige in nächster Zeit auch noch ihr Mathematik Studium in Tübingen abschließt – offensichtlich eine hochtalentierte junge Frau. Zweite Akteurin beim Konzert in der Aula des Albert-Einstein-Gymnasiums war die Pianistin Barbara. Anton-Kügler aus Schweinfurt, mit der Trumpp seit bereits zehn Jahren gemeinsam musiziert. Die Sonate Nr. 2 in G-Dur von Edvard Grieg bildete den Auftakt am Samstag. Der norwegische Volkston, der in Griegs Werk häufig zu hören ist, fließt stark in diese Sonate ein, die Außensätze enthalten Elemente eines munteren Volkstanzes. Trumpp und Anton-Kügler waren sofort präsent und brachten die Sonate auf eine äußerst frische und lebhafte Art zum Klingen. »Ein richtiges Energiestück zu Beginn«, staunte Pöllmann, ein guter Einstieg! Im Anschluss stand die »Faust-Fantasie« op. 20 des eher unbekannten Henry Wieniawski auf dem Programm – hochromantische, virtuose Musik nach Themen aus Gounods Oper »Faust«. In technischer Hinsicht war das wohl der Höhepunkt des Konzerts, von Art und Klang »mal etwas ganz anderes«, wie Pöllmann befand.
Martina Trumpp überzeugte durch einen bemerkenswerten Ton auf der Geige, wohlgemerkt ein neues Instrument eines Füssener Geigenbaumeisters. In technischer Hinsicht ließ die 26-Jährige kaum Wünsche offen, einzig in der Emotionalität und im künstlerischen Ausdruck besteht noch Steigerungspotenzial. »Die beiden spielen fantastisch zusammen«, betonte Pöllmann, »jedes Werk für sich war hervorragend getroffen.« Das galt dann auch für den Vortrag nach der Pause. Trumpp und Anton-Kügler interpretierten die zweite, sehr populäre Violinsonate von Serge Prokoffief. Sie war vom Komponisten ursprünglich als Flötensonategedacht, doch David Oistrach, weltberühmter Geiger und Kollege Prokoffiefs am Moskauer Konservatorium, sah darin eine Violinsonate und setzte sie gemeinsam mit Prokoffief entsprechend um. Das neoklassizistische Werk mit seinen überaus melodiösen Partien war für das Konzert in Böblingen der perfekte Ausklang – das Publikum war begeistert.
Zum einen freute sich Siegfried H. Pöllmann über die Qualität des Konzerts, zum anderen über die zahlreichen jungen Besucher. Von den insgesamt rund 100 Zuhörern waren viele Jugendliche. »Wir vom Förderverein wollen jungen Profimusikern eine Bühne bieten, aber natürlich auch junge Leute ins Konzert locken«, sagte Pöllmann,»das Gehört werden ist genauso wichtig wie das Zuhören.« Genau hier vermisst der Violinlehrer zunehmend die Bereitschaft junger Musiker, ins Konzert zu gehen. »Ich kenne große Talente, die wenig Bedarf sehen, sich die Werke auch im Konzert anzuhören – das ist äußerst schade.« Insofern sei er mit dem Besuch des Samstagskonzerts zahlenmäßig auch nur zum Teil zufrieden. »Es könnten viel mehr kommen.«
Von Robert Krülle