Sindelfingen: Gastspiel des Kammerorchesters der Musik- und Kunstschule Böblingen in Christuskirche
Mit demselben Programm wird das Orchester in der Partnerstadt Alba ein Gastspiel geben, als „Generalprobe“ bezeichnete Dirigent Siegfried H. Pöll- mann deshalb den Auftritt des Kammerorchesters der Musik- und Kunstschule Böblingen in Sindelfingen. Freilich präsentierten sich Orchester und Solisten in beeindruckender Form.
Alba darf sich jetzt schon auf den Böblin- ger Kulturexport freuen. Fast ausschließlich besetzt mit Schülern der Kunst- und Musikschule, hat das Streichorchester unter dem Dirigat von Violinlehrer Pöllmann in kürzester Zeit ein Niveau erreicht, das sich durchaus mit einem Studenten- oder Lehrerorchester messen kann.
Bei der Stunde der Kirchenmusik in der Christuskirche bewies das Ensemble bereits einige Sekundärtugenden, die weit über die für Amateur-Streichorchester nicht selbstverständliche Primärtugend der sauberen
Intonation hinausgehen. Als Begleitapparat bei Telemanns e-moll Konzert für Querflöte und Streicher wie auch bei Josef Haydns Violinkonzert Nr. 1, machte das Ensemble etwa keine Konzessionen an die Tempi, sondern ging Allegro- und Presto-Sätze zügig an, spielte dennoch detailreich-koordiniert und präzise selbst in Trillern.
Schon fast profimäßig diszipliniert die Ausschöpfung und Einhaltung dynamischer Niveaus, wobei auch Pianopassagen noch üppige Klangsubstanz zeigten. Mit Homogenität glänzten die Register, in der reichhaltigen Akustik der Christuskirche fügte sich der Gesamtklang zu einem dichten und differenzierten Gesamtkiang.
Zupackend und beherzt
•Beim einzige reinen Orchesterstück des Konzert-Spätnachmittags, Brittens beliebter Simple Symphony op. 4, begeisterte die zupackende und beherzte Art, die den Zuhörer mit einem Klangvolumen verwöhnte, das manch größere Besetzungen vor Neid erblassen lassen dürfte. Im ersten Satz, dem Boisterus bouree, leistete sich das Schüler
orchester die einzig wirklich auffälligen Unpässlichkeiten: Die rasch durch die einzelnen Stimmen wandernden Motive schlossen nicht immer nahtlos aneinander an. Kein wirklich technisches, sondern eher ein Konzentrationsproblem.
Zuvor hatte das Ensemble bereits sehr aufmerksam den Wunderknaben Angelo de Leo an der Geige bei Haydns großem Violinkonzert Nr. 1 C-Dur (Hob. VIIa:l) begleitet. Der Elfjährige brillierte bei diesem anspruchsvollen Werk, wie es nur wenigen Erwachsenen vergönnt ist. Ob differenzierter Vibratoeinsatz, Doppelgriffsicherheit, Porta- ti, Spannungsbögen, klare Artikulation und selbst die musikalische Gewichtung – alles wirkt hier schon unglaublich vollendet. Ein wenig mehr Geduld noch in den Kadenzen und man glaubt den Ohren kaum diese Souveränität, wenn die Augen einem das ungefähre Alter des Interpreten verraten.
Der exquisiten Vorzeigesolisten nicht genug glänzten auch Isabella Grohmann (Querflöte) und Irene Dick (Blockflöte) mit Telemanns Doppelkonzert sowie Judith Behm (Violine) an der Seite von Siegfried H. Pöllmann bei Samartinis F-Dur Sonate.