
Junge Talente im kammermusikalischen Dialog – Ein Abend zwischen Generationen

Siegfried H. Pöllmann
Auf Einladung des Fördervereins Junge Geiger Böblingen, war der Treff am See in Böblingen als lebendiger Ort kammermusikalischer Begegnung zu erleben, in dem das Publikum ein abwechslungsreiches Konzert mit tollen künstlerischen Leistungen und spannenden musikalischen Konstellationen – von jungen Nachwuchstalenten bis hin zu erfahrenen Kammermusiker:innen geboten bekam.
Am Anfang des Abends stand die Aufführung von Beethovens „Kreutzersonate“ durch die erst 16-jährige Geigerin Elisabeth Gühring und dem nur wenig älteren Pianisten Jonathan Wagner. Beide vielfach ausgezeichnet, bewiesen in diesem anspruchsvollen Werk großes technisches Können und Ausdruckskraft in beeindruckender Klangbalance und Tempogestaltung. Ihre Interpretation überzeugte durch präzise Abstimmung und eine erfreuliche Reife im Umgang mit den kontrastreichen Stimmungen der Sonate – vom dramatisch aufwühlendem ersten Satz über die feinsinnigen Variationen bis zum mitreißenden Finale. Das Publikum war sichtlich beeindruckt – Begeisterung, Staunen, lange Ovationen. Es war ein Moment, der zeigte, wie große Musik auch bei jungen Interpret*innen zum Ereignis werden kann.

Geigerin Elisabeth Gühring und Pianist Jonathan Wagner
Der zweite Teil des Abends stand im Zeichen des generationsübergreifenden Dialogs: Der Geiger Johannes Pridzun, heute Medizinstudent und Preisträger bei „Jugend musiziert“, musizierte zusammen mit Siegfried H. Pöllmann (Violine), Rie Miyauchi (Klarinette), Cornelia Hierlinger (Viola) und Ingrid Uhle (Violoncello) das Klarinettenquintett h-Moll, Op. 115 von Johannes Brahms. Mit klanglicher Ausgewogenheit und feinem Gespür für Brahms’ spätromantische Empfindungen entwickelte das Ensemble einen Spannungsbogen, der besonders im wehmütig fließenden vierten Satz seine Wirkung entfaltete.

Siegfried H. Pöllmann und Johannes Pridzun (Violine), Rie Miyauchi (Klarinette), Cornelia Hierlinger (Viola) und Ingrid Uhle (Violoncello)
Den Abschluss bildeten zwei Werke von Astor Piazzolla, in einer Besetzung für Klarinette, Violoncello und Klavier. In „Oblivion“ und „Primavera porteño“ entfalteten Rie Miyauchi, Ingrid Uhle und Senta Pflieger am Klavier eine farbenreiche Mischung aus Melancholie und rhythmischer Energie – eine klangvolle Verbeugung vor dem Tango Nuevo.

Trio Miyauchi, Uhle und Pfliege
Ein facettenreicher Konzertabend, der zeigte, wie fruchtbar das Zusammenspiel von jungen Talenten, erfahrenen Musiker*innen und engagierter Förderung sein kann. Dass solche Konzerte in Böblingen möglich sind, ist maßgeblich dem Förderverein Junge Geiger und seinen aktiven Mitgliedern zu verdanken, die mit Ihrer Arbeit musikalische Entwicklung und künstlerische Begegnung wirkungsvoll unterstützten.